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Display YourSelf.
© Focke-Museum 

Display YourSelf.

2020

Focke Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Materialien für eine künstlerisch-edukative Auseinandersetzung mit der Sammlungspräsentation im Haus Riensberg

 

Was hat ein Schrank des Biedermeier mit Homestorys auf YouTube zu tun? Was haben alte Porträts wohlhabender Bremer Bürger*innen mit Selfies auf Instagram gemeinsam? Was verbindet ein Kaffee- und Teeservice aus der Zeit des Klassizismus mit dem Status von Facebook Nutzer*innen?

Über einen Monat erforschten im Focke-Museum Schüler*innen eines Gymnasiums die Ausstellung bürgerlicher Wohnkultur und bremischer Bürgerporträts im Haus Riensberg. In einem gemeinsamen Prozess mit den Künstlerinnen Patricia Lambertus und Doris Weinberger sowie der freien Autorin Betty Kolodzy entwickelten und erprobten sie Strategien, um sich mit diesen Fragen künstlerisch auseinanderzusetzen.

Ausgehend von Sammlungsobjekten untersuchten die Schüler*innen mit der Künstlerin Patricia Lambertus Medien und Ausdrucksformen, mit denen sich Menschen seit dem 16. Jahrhundert selbst(re)präsentierten und inszenierten. Sie beschäftigten sich mit historischen Bildpolitiken und fragten nach Beziehungen zu unserer heutigen digitalen Bildkultur, die von den Sozialen Medien geprägt ist. Aus historischem und gegenwärtigem Bildmaterial schufen sie schließlich eigene Selbstdarstellungen in Form von Collagen.

Mit der Autorin Betty Kolodzy näherten sich die Schüler*innen schreibend den Ausstellungsräumen. Ausgestattet mit Stift und Papier skizzierten und protokollierten sie Beobachtungen, Wahrnehmungen und eigene Gedanken. Die Objekte wurden aus musealen und kunsthistorischen Zusammenhängen
herausgelöst und in neue fiktive, biografische, surreale oder ganz alltägliche Geschichten und Vorstellungswelten eingeflochten. Auf diese Weise rückten die Vorstellungen, Haltungen und Meinungen der Schüler*innen in den Vordergrund.

Die Künstlerin Doris Weinberger stellte das Sprechen und Storytelling in den Mittelpunkt einer performativen Auseinandersetzung mit dem Museumsraum und den Objekten. Den eigenen Blicken, Wegen und Interessen folgend, nahmen die Schüler*innen Sprachskizzen auf, richteten Fragen an die Objekte und experimentierten mit unterschiedlichen Formen des Sprechens. Am Ende entstand ein alternativer Audioguide, der das museale Wissen mit neuen Sichtweisen, Eindrücken und Positionen erweiterte.

Mit den Ideen und dem Feedback der Schüler*innen und den Erfahrungen aus der Erprobung ist in Zusammenarbeit mit dem Gestalter Christian Heinz die Toolbox „Display YourSelf“ entstanden. Sie versammelt künstlerisch-edukative Materialien für die Auseinandersetzung mit der Sammlungsausstellung im Haus Riensberg. Als Werkzeug für Vermittler*innen gedacht, beinhaltet sie Anregungen und Methoden, um Räume für Austausch und Experimente zu öffnen, Verbindungen zwischen den Sammlungsobjekten und Lebenswelten von Jugendlichen zu suchen und Strategien zur künstlerischen Artikulation eigener Sichtweisen, Interessen und Vorstellungen aufzuzeigen. Die Toolbox steht zukünftig Vermittler*innen, Pädagog*innen und Multiplikator*innen im Focke-Museum frei zur Verfügung.

 

Schüler*innen des Gymnasiums Horn, Leistungskurs Kunst, Q1/Q2:
Alea, Ayfer, Caia, Charlotte, Emma, Fojan, Huseyn, Jamila, Jeremy, Laura, Lea, Lilly, Lisa, Lukas, Magdalena, Melisa, Merve, Nele, Nikolaos, Patricia, Pelin, Silja, Tim, Vanessa und Viola

Konzepte und Ideen künstlerische Handlungsanregungen:
Patricia Lambertus, Künstlerin
Doris Weinberger, Künstlerin
Betty Kolodzy, freie Autorin

Gestaltung:
Christian Heinz

Gestaltung und Produktion Aufbewahrungsbox:
Holger Neumann

Lehrerin:
Janin Dietrich

Idee, Projektleitung und Umsetzung:
Anton Zscherpe, wissenschaftlicher Volontär Bildung und Vermittlung, Focke-Museum

Mentorin:
Katrin Rickerts, Referentin für Bildung und Vermittlung, Focke-Museum